Adrian und sein „Honig-Flow“

von Miriam

Vor ca. einem Monat habe ich unserem Chef Adrian von der Idee einer neuen Blog-Rubrik „EMME persönlich“ erzählt. Hier möchte ich euch hinter die Kulissen blicken lassen und Mitarbeiter der Schreinermanufaktur Röthlisberger AG vorstellen, die ihr Bestes geben, damit einzigartige EMME®-Küchen entstehen.
Heimlich hat Adrian während seiner Ferien mit Sohn Martin fotografiert, gefilmt und geschrieben, um mich mit einem ersten Bericht für die neue Rubrik zu überraschen. Wow! Ich bin überwältigt! Danke tuusig!!! Eifach sensationell!!!!!!!

 

Mein Name ist Adrian Röthlisberger. Ich bin verheiratet mit Mirjam und Vater von Martin (26), Fabienne (23) und Andrina (20). Ich arbeite bei Röthlisberger – Die Schreinermanufaktur als Vorsitzender der Geschäftsleitung.
In meiner Freizeit bin ich Imker, gehe gerne an die Emme Fliegenfischen, in unseren Wäldern Pilze sammeln und geniesse nach getaner Arbeit gerne ein Glas gereiften Bordeaux.

Durch meinen Grossvater kam ich vor 40 Jahren zur Imkerei und seit 38 Jahren pflege ich meine eigenen Bienen. In den Jahren 2001 bis 2003 habe ich meine Imkerei auf die biologische Betriebsführung umgestellt. Seit dem Jahr 2004 entspricht der von mir geerntete Honig den Richtlinien von BIO SUISSE und darf mit der Knospe gekennzeichnet werden. Zertifikate

Heute Nachmittag geht es nicht um „Cash-flow“, sondern um „Honey-flow“. Gerne nehme ich dich mit in mein Bienenhaus. Gemeinsam schleudern wir den Honig aus dem Bienenvolk Nr. 7.  Komm mit und schau mir dabei über die Schultern.

 

Mein Bienenhaus. Christoph, mein Bruder hat es in seiner Freizeit während seiner Schreinerlehre im Jahr 1983 für mich gebaut. Merci viu viu Mau, liebe Brüetsch!

Bevor ich das Bienenhaus betrete, schaue ich immer zuerst vor dem Bienenhaus, ob mit den Völkern alles in Ordnung ist.


So sieht mein Bienenhaus von innen aus. Es bietet Platz für 16 Völker.

Volk Nr. 7 vor dem Öffnen. Hinter dem grossen Fenster befindet sich das Brutnest der Bienen und hinter den kleinen Fenstern sind die Honigwaben, welche wir dem Volk gleich entnehmen werden.

Dr Stumpe ghört natürlech o derzue. Ä „Rössli 7 Läng“ muess es si!

Die Fenster werden entfernt und dem Bienenvolk Honigwabe für Honigwabe entnommen.

Jede Wabe wird geprüft und anschliessend in den „Wabenknecht“ gehängt.

Volle Honigwaben machen den Imker froh. Total 24 schönste Honigwaben können wir dem Volk 7 entnehmen. Jede Wabe enthält 1 ½ kg feinsten Waldhonig.

Mein Bienenhaus von vorne.

Die Waben werden vom Bienenhaus in den Schleuderraum getragen.

Was für ein Segen! 24 volle Honigwaben hat Volk Nr. 7 bereits gesammelt. Das sind 36 kg bester Waldhonig und das bereits am 03.07.2019. Das gibt es bei uns im Oberemmental nur in aussergewöhnlich guten Honigjahren.

Ist der Honig „reif“, wird dieser von den Bienen mit einer dünnen Wachsschicht „hermetisch versiegelt“.

Diese Wachsschicht muss mit einer speziellen Gabel entfernt werden.

Dieser Arbeitsschritt wird „abdeckeln“ genannt.

Die „Abdechlete“ ist übrigens der beste und gesündeste Kaugummi, den es gibt.

Abgedeckelte Honigwabe zum Einlegen in die Honigschleuder.

Nach dem Befüllen wird die Schleuder gestartet und der Wabenkorb beginnt sich zu drehen. Die Zentrifugalkraft schleudert den Honig aus der Wabe an die Innenwand der Honigschleuder.

Leere Honigwabe nach der Schleuderung.

Ist der Honig am Schleuderboden angekommen, fliesst er durch ein Doppelsieb in den Honigkessel.

Nach einer Absetzzeit von einigen Tagen im Lagerkessel hat sich auf der Oberfläche des Honigs eine Schicht kleinster Schwebeteilchen aus Wachs und Luftbläschen gebildet. Diese Schicht muss abgenommen werden.

Der nächste Arbeitsschritt heisst „Abschäumen“. Mit einem Löffel wird der Schaum vorsichtig in die Mitte des Kessels gezogen und entfernt.

Der Honig ist bereit für den nächsten Arbeitsschritt.

Vor dem Abfüllen in die Gläser kläre ich den Honig mit dem Melitherm. Der Honig wird sanft erwärmt und fliesst durch ein Seihtuch. Dieses hält selbst kleinste Verunreinigungen zurück, ohne den natürlichen Pollenanteil zu mindern.

Im darunter stehenden Abfüllkessel befindet sich der „filterreine“ Honig, bereit zum Abfüllen.

Abfüllen des Honigs . . .

. . . Etikettieren der Gläser . . .

. . . und Anbringen des Goldsiegels.

So sehen die süssen Früchte meiner schönen Freizeitbeschäftigung aus. Echter Oberemmentaler Qualitätshonig aus biologischer Imkerei.

War die Honigernte gut und finde ich Zeit, nehme ich mit dem Honig am Wettbewerb der Schweizer Regionalprodukte teil. Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt. In Blindverkostungen wird der Honig von ausgebildeten Sensorikern beurteilt. Bis jetzt wurden die Honige immer mit einer Gold- oder Silbermedaille ausgezeichnet. Auszeichnungen

Für alle, die noch etwas mehr zum Thema Bienen wissen möchten

Biohonig:
Nein, Bienen können Biowiesen nicht von konventionell bewirtschafteten Wiesen unterscheiden. Das ist auch nicht entscheidend dafür, ob ein Honig „bio“ ist oder nicht. Bienen bringen immer einwandfreien Honig in den Bienenstock. Sind im Honig Verunreinigungen vorhanden, liegen die Ursachen in den allermeisten Fällen beim Imker und seiner Betriebsführung. Bei der Biozertifizierung wird nicht der Honig geprüft, sondern der Bienenstand und die Betriebsführung durch den Imker.

Meinen Honig deklariere ich deshalb bewusst nicht als „Biohonig“, sondern als „Qualitätshonig aus biologischer Imkerei“.

Folgende Anforderungen werden in der Bioimkerei geprüft:
– Standort der Bienenvölker
– Herkunft der Bienen
– Bienenhaltungspraktiken
– Aufzeichnungen (Bienenvolkverzeichnis, Behandlungen, eingesetzte Tierarzneimittel, Warenflüsse von Wachs, Honig und Futter)
– Reinheit des Bienenwachses mittels Wachsanalyse auf Rückstände synthetischer Akarizide,  Paradichlorbenzol (PDCB) und Thymol. Diese Arzneimittel wurden/werden für die Bekämpfung der  Varroamilbe und der Wachsmotte eingesetzt. Sie haben im Bienenhaus nichts zu suchen!
– Verwendete Futtermittel
– Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlungen
– Eigenschaften der Bienenstöcke
– Ernte, Aufbewahrung, Verpackung und Qualität des Honigs

Ein Bienenvolk wie das von uns geschleuderte Volk Nr. 7 besteht aus:
– 1 Königin – sie lebt zwischen 3-5 Jahren, legt von Februar bis September täglich ca. 300-2‘000  Eier, im Jahr ca. 130‘000 und in ihrem Leben ca. 500‘000
– 300 – 3‘000 Drohnen – sie leben ca. drei Monate
– 50‘-60‘000 Bienen – sie leben ca. 45 Tage bis 9 Monate
– sendet pro Tag rund 10‘-15‘000 Flugbienen auf Tracht aus
– sammelt bei guter Tracht täglich 3 -5 kg Nektar oder jährlich 10-75 kg Honig
– braucht für die Herstellung von 1 kg Wachs 10 kg Honig und 1 kg Blütenpollen
– braucht für den Eigenbedarf pro Jahr ca. 60 kg Honig und 20 kg Blütenpollen

Die Biene:
– fliegt am liebsten bei 20-25°C
– hört auf zu arbeiten bei 37°C
– erstarrt bei 7-10°C
– fliegt mit einer Geschwindigkeit von ca. 27 km pro Stunde
– macht pro Tag, je nach Witterung, 2-30 Ausflüge
– fliegt pro Ausflug 3-7 km weit, im Durchschnitt zwischen 500-1’000 m pro Ausflug (Hin- und Rückflug)
– fliegt ca. 800 km in ihrem Leben
– befliegt 200-300 Blüten pro Tag
– sammelt pro Ausflug rund 40 mg Nektar und 20 mg Pollen

Für 1 kg Honig braucht es:
– 3 kg Nektar (wird durch mehrfaches Umtragen und das Verdunsten von Wasser zu 1 kg Honig verarbeitet)
– 100‘000 Ausflüge
– 150 Millionen Blüten
– 100‘000 km Flug = 2,5 fache Erdumrundung

Für die von uns geernteten 36 kg Honig leistete unser Volk Nr. 7 folgendes:
– es sammelte 108 kg Nektar
– machte 3‘600‘000 Ausflüge
– besuchte 5‘400‘000‘000 Blüten (5,4 Milliarden)
– flog 3‘600‘000 km Flug = 90 fache Erdumrundung

 

 

Ganz herzlichen Dank, Adrian, dass du uns mit diesem interessanten Bericht Einblick in dein besonderes Hobby gegeben hast!
Ein grosses Merci auch an Martin für den Film und die tollen Bilder.
Ein Löffel „flüssiges Gold“ wird ab jetzt immer etwas Besonderes bleiben für mich!

(Video und Fotos: Martin Röthlisberger)

 

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