Lea – ‚Spriesse‘ und Holzstaub im Haar

von Miriam

Lea wechselte nach dem dritten Lehrjahr in die Schreinermanufaktur (hier wird die EMME-Küche produziert) und wird bald ihre Schreinerausbildung abschliessen.
Gerne gebe ich ihr das Wort, damit sie berichten kann, wie sie dieses Jahr erlebt hat.

Ich komme aus einer Familie, in der zwar das „Heimwerker-Gen“ vorhanden ist, jedoch weit und breit kein „Büetzer“ in Sicht wäre.

Trotzdem habe ich körperliche Arbeit, welche dazu noch das Ziel hat, etwas zu „erschaffen“ oder in dem Sinne Werte – zu – schöpfen, immer schon hochgeschätzt. Dazu kommt meine natürlich gegebene Faszination für Konstruktionen: Wer hat das wie gemacht? (Ersetze „das“ durch Tisch, Stuhl – kurzum alles, wovon wir jeden Tag so selbstverständlich Gebrauch machen.)

Ich habe auf jeden Fall meinen Traumberuf gefunden.

Ich war jedoch nie als Kind direkt mit einem Handwerk in Berührung gekommen (selbstgebastelte Holz–Schwerter zähle ich mal nicht dazu 😉 ) oder habe sonst eine Vorgeschichte mit Holz.
Solange Antrieb und Freude nicht weit sind, spielt das aber überhaupt keine Rolle!

Ich wurde erst im vergangenen Sommer in der Schreinermanufaktur aufgenommen, als ich mich nach erfolgreich abgeschlossenem 3. Lehrjahr entschieden habe, den Betrieb zu wechseln.

Am liebsten kein Tag ohne ‚Spriesse‘ oder Holzstaub in den Haaren… 😉

Meine Befürchtung, dass ich in einem Betrieb, der so anders funktioniert als ich es gewohnt war, überfordert sein würde, war unbegründet. Mir wurde mit Geduld und positivem Verhalten begegnet. Meine Erwartungen einer guten Atmosphäre innerhalb vom Team wurden übertroffen. Als „Crewmitglied“ fühlte ich mich schon bald integriert.

Im Vergleich zum vorherigen Betrieb war es für mich ein erfreulicher Luxus, jemanden zu haben, der immer ein offenes Ohr hat. Ich habe es wahnsinnig geschätzt, jemanden zu haben, bei dem Fragen und Unsicherheiten gut aufgehoben sind. Noel, unser Ausbildungsverantwortlicher, hat, obwohl er auch neu ist, immer sehr viel Verantwortung übernommen. Seine Aufgaben bei den Stiften, Schnupperstiften hat er als Chance und Herausforderung betrachtet.

Irgendwie freut es mich auch, dass sich Massivholz nicht allem unterwirft, was es vorgesetzt bekommt.

Ich schätze die tägliche Abwechslung im Schreinerberuf. Oft geht man abends ins Bett, ohne zu wissen, was man am Folgetag tut. Ich höre auch von der älteren Schreiner-Generation, dass ihr immer wieder Unbekanntes begegnet, dem sie mit handwerklicher Kompetenz und freudigem Interesse entgegentritt.

Holz hat – als reines Naturprodukt im Wald gewachsen – seine eigenen Regeln, wie es gerne verarbeitet werden würde. Diese sehe ich nicht als mühselige Grenzen, sondern als zu akzeptierenden Richtwert innerhalb meines Arbeitsalltags. Und irgendwie freut es mich auch, dass sich Massivholz nicht allem unterwirft, was es vorgesetzt bekommt.

So gut wie alle Kunden freuen sich wie Kinder zu Weihnachten, wenn sie ihre Aufträge endlich in echt sehen. Das ist der direkteste und hochgeschätze Lohn, auf den man bei jedem Möbel hofft.

Am liebsten habe ich während meiner Lehre mit einem anständigen Stück Holz gearbeitet. Am liebsten kein Tag ohne Spriesse oder Holzstaub in den Haaren! 😉

So gut wie alle Kunden freuen sich wie Kinder zu Weihnachten, wenn sie ihre Aufträge endlich in echt sehen. Das ist der direkteste und hochgeschätze Lohn, auf den man bei jedem Möbel hofft.

Die Highlights dieses Jahres waren meine eigenen Projekte, allen voran mein IPA – Buffet aus Ulmenholz. Ich konnte genau nach meinem Gusto arbeiten und durfte durch die enge Zusammenarbeit mit meinen Kunden ein maßgeschneidertes Wohnzimmermöbel kreieren. Ich sehe darin jede Sekunde Ideen–Flanieren und jeden Tropfen Schweiss, den ich bei der Produktion vergossen habe (auch beim Finale, wo sich glücklicherweise herausstellte, dass auch wirklich alles funktionierte wie in der Theorie).

Mein Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen die handwerkliche Arbeit wieder schätzen lernen und sich dafür begeistern.

„Schreinern“ ist zwar eine viel gelobte und bemerkenswerte Tätigkeit, jedoch gibt es – wie in jedem Beruf – auch da Arbeiten, die einem mehr gefallen und solche, die einem weniger zusagen.
Generell konnte ich mich früher oder später auch für alles begeistern, wo ich mit Menschen arbeiten konnte, welche Feuer und Flamme für ihr Fach sind. Leidenschaft und Stolz empfinde ich als guten Wegweiser für die Zukunft.

Ich habe auf jeden Fall meinen Traumberuf gefunden. Die körperintensive, leidenschaftliche Arbeit mit Massivholz hat mich dauerhaft geprägt und wird mich immer wieder die Zeit vergessen lassen.

Die Röthlisberger Schreinermanufaktur ist eine eingespielte Truppe, welche jeden mitsamt seinen Eigenheiten als Teil des Ganzen akzeptiert. Auch ungeplante Stress-Momente (die gibt es wohl überall in der Arbeitswelt) werden nach anfänglicher Aufregung immer mit einer sehr kompetenten und engagierten Art gemeistert. Wenige lassen locker, bevor sie nicht mit zufriedenem Grinsen auf ihr Werk blicken können.

Die Zusammenarbeit ist immer sehr engagiert und „e gfreuti Sach“.

Manchmal passieren auch einem erfahrenen und kompetenten Schreiner die blödesten Fehler oder Dinge, die man sich kaum erklären mag. Dabei gab es ab und zu lustige Reaktionen von Schreinerkollegen. Der humorvolle Umgang mit Patzern schweisst alle Beteiligten zusammen.
Die Devise: „Daraus lernen & sich nicht einen zu grossen Kopf darüber machen“ motivierte mich als unsichere Lernende sehr.  

Wer guten Willen und Einsatz zeigt, sät damit dieselbe Reaktion. Abgesehen davon werde ich das ganze Team als einen lustigen und coolen Haufen in Erinnerung behalten. Die Zusammenarbeit ist immer sehr engagiert und „e gfreuti Sach“.

Ich empfehle die Schreinerlehre Menschen, welche nicht nur viel körperlichen und mentalen Durchhaltewillen haben, sondern auch einen intuitiven Hang zur Neugier. Menschen, die fähig sind, mit Anderen flexibel und produktiv zu arbeiten und die sich immer wieder aufs Neue für die Materie Holz begeistern lassen.

Ich werde das ganze Team als einen lustigen und coolen Haufen in Erinnerung behalten.

Schon länger begeistere ich mich nicht nur für Holz, sondern auch für dessen Ursprung. Ich bin überzeugt, dass die Wuchsbedingungen und die Forstbestände die Arbeit als Schreiner direkt beeinflussen. So habe ich mich für die HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) in Zollikofen entschieden, wo ich das Studium der Forstwissenschaften aufnehmen werde. (Da ich die Matura als Grundausbildung absolviert habe, kann ich ohne Unterbruch weiterfahren.) Jedoch habe ich vor, mit Bekannten von Zeit zu Zeit Holz-Projekte durchzuführen. Mein Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen die handwerkliche Arbeit (u.a mit Massivholz) wieder schätzen lernen und sich dafür begeistern.

Vielen Dank für die lehrreiche, gute Zeit, liebe Schreinermanufaktur-Crew! Merci, dass Ihr mich so angenehm bei euch aufgenommen habt. Egal was kommt – Humor und Lachen hilft!

Liebe Lea, wir danken dir herzlich für deinen grossen Einsatz während deinem Jahr in der Schreinermanufaktur.
Wir wünschen dir ganz viel Freude bei deinem spannenden Studium!

(Fotos: Noel Kipfer)

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